Ziemlich genau zwei Jahre ist es jetzt her, dass ich meine Wohnung in der Nähe von Erding aufgelöst habe und in ein Wohnmobil, meinen Jumper, gezogen bin… und ich habe es nicht bereut.
Immer wieder höre ich, das ist aber mutig von dir! Ich empfinde es jedoch überhaupt nicht als mutig. Ich empfinde es schlicht als logischen, weiteren Entwicklungsschritt. Ich kenne mich – danke meiner Arbeit – mittlerweile selbst sehr gut und weiß, was mir wichtig ist und was ich gern möchte.
Hauptsächlich habe ich mir mit dem Leben im Van realisiert, dass ich reduziert leben möchte mit dem, was ich wirklich brauche, und dass ich reisen und neue Gegenden und neue Menschen kennenlernen kann. Das alles gibt mir wiederum neue Impulse, die mich weiter wachsen und weiter entwickeln lassen. Natürlich gibt es auch Widrigkeiten und Dinge, die vielleicht nicht so schön sind. Doch das, was ich für diese Art zu leben bekomme, wiegt alles andere schlichtweg auf.
Ein ganz besonderes Ereignis.
Ich möchte euch zu einem speziellen Erlebnis auf einer meiner Reisen mitnehmen. Die meisten vor euch wissen ja, dass meine erste Winterreise im Van nach Portugal ging… Das war schon lange ein Traum, der nun Wirklichkeit werden dürfte. Klingt abgedroschen, doch anders kann ich es kaum beschreiben.
Aus heutiger Sicht bin ich Mitte November (!) ziemlich unbedarft aufgebrochen, so nach dem Motto, ich kann mich dann mit den Herausforderungen beschäftigen, wenn sie tatsächlich auftreten…
Ich bin von Mülhausen aus diagonal durch Frankreich nach Bordeaux gefahren, dann über Biarritz nach Bilbao in Spanien. Dann stand die erste größere Entscheidung an: Ich wäre gern direkt südlich und über Burgos in den Berge gefahren. Doch ein Blick in die Wetter App hat mir gezeigt, dass ich wohl doch schon zu spät im Jahr dran war, denn in Burgos war gerade der erste Schnee gefallen. Also entschied ich mich für die zweite Variante, an der Nordküste Spaniens entlang bis A Coruna und dann über Santiago de Compostella nach Süden. Also immer schön an der Küste entlang, denn das Wetter ließ doch sehr zu wünschen übrig…
Das Navi kam auch in Spanien sehr gut zurecht und ist gut meinen Einstellungen gefolgt. Was ich nicht bedacht hatte, war, dass bei der Einstellung „Mautstraßen vermeiden“ ich nicht nur einen mehr oder weniger kleinen Umweg fahren musste, sondern dass die Straße evtl. auch von der Küste wegführen würde. Und zwar so weit weg, dass ich auf einer zwar wunderschönen, doch recht einsamen Hochebene gelandet war. Was mich dann doch etwas beunruhigt hat, was die Tatsache, dass links von mir, also südlich, die Berge voller Schnee lagen. Ich wusste allerdings, dass ich bald wieder rechts ab, also wieder nördlich, zurück an die Küste fahren würde. Den ersten richtigen Schweißausbruch bekam ich dann auf dem Weg zurück nach Norden, als mir ein Räumfahrzeug entgegen kam, dessen Schaufeln vorn voller Schnee waren, obwohl die Ebene, die wir durchfuhren, vollkommen schneefrei war.
Und so kam es dann… Ich musste tatsächlich über eine kleine, enge Passstraße. Es schneite. Die Temperatur lag immer so um die 0 Grad. Und es war Nebel. Und die kleine Passstraße nahm und nahm kein Ende. Im Gegenteil, es ging immer noch weiter bergauf…
Mein Kopf, mein Verstand, sagte mir immer und immer wieder: Du bist eine gute Fahrerin, es ist nicht das erste Mal, dass du bei Schnee fährst. Außerdem ist dein Auto schwer, die Reifen neu und du bist gut gewappnet (sprich Heizung und Essen), solltest du wirklich nicht mehr weiterkommen… Doch irgendwie hat mein Kopf mein Herz nicht erreicht und die Angst hatte mich fest in ihrem Griff.
Irgendwann kam mir der Gedanke, wenn du dich jetzt von der Angst überwältigen lässt, landest du tatsächlich – nicht im Graben, denn den gab es nicht, nur den Abhang auf der linken Seite – an der rechten Felsenwand oder in der Hecke. Denn Energie folgt schließlich der Aufmerksamkeit.
Also habe ich versucht, mich meiner Selbst und meiner Mitte zu erinnern. Ein paar tiefe Atemzüge haben mich Raum schaffen und mein Herz besser spüren lassen. Ich konnte mich wieder bewusster wahrnehmen, auch wenn mein Körper durch das Adrenalin, das durch ihn hindurch jagte, auf Autopilot stand. Aber ich konnte mir wieder mehr vertrauen und etwas gelassener werden. Ich glaube, dass ich mich daher im Nachhinein auch besser an das ganze Geschehen erinnern kann.
Ich habe nicht versucht, die Angst loszuwerden, sie wegzumachen. Sie hatte mich doch seeehr aufmerksam werden lassen. Das war die gute Seite. Das geht aber nur, wenn wir uns nicht überwältigen lassen.
Ich habe bei diesem Erlebnis sehr viel über mich gelernt. Auch durch meine langjährigen Erfahrungen mit Reinkarnationstherapie und dem Wissen über die Bedeutung von Bewusstwerdung und Achtsamkeit bin ich letztendlich gut durch die Situation gekommen.
Ich möchte euch nicht vorenthalten, wie es weiterging: Ganz, ganz allmählich konnte ich spüren, dass die Straße langsam flacher wurde. Die Steigung ließ langsam nach und irgendwann konnte ich spüren, dass der Van mehr und mehr bergab geneigt war und es wieder talwärts ging. Allmählich hört auch der Schneefall auf und die Sicht kam zurück. Ich konnte langsam wieder mehrere Meter rechts und links der Straße erkennen und feststellen, dass der Boden und die Bäume allmählich braun wurden. Ich hatte es geschafft. Ich kann kaum beschreiben, was das für ein Gefühl war. Gott sei Dank war ich allein im Auto. Oder hat vielleicht irgendjemand Ende November 22 einen ziemlich verrückten Jubelschrei gehört???
Dieses Erlebnis hat mehreres in mir bewirkt:
Zum einen hatte ich nachher das Gefühl, jetzt kann mir nichts mehr passieren. Ich kann jede Herausforderung meistern!
Und ich wusste nun auch, dass ich mit meiner Angst in extremen Situationen umgehen kann. Ich kannte mich wieder ein Stück weit besser, was mir mehr Selbstvertrauen gab.
Ich konnte mich nun noch mehr auf meinen weiteren Weg freuen, der versprach, mich neuen Herausforderungen stellen zu dürfen. Und ich versichere Euch, es kamen noch so einige…
Habt ihr auch manchmal das Gefühl, mit der Angst nicht klarzukommen oder die Angst könnte euch überwältigen? Ich möchte euch hier nicht auffordern, euch in extreme Situationen zu begeben, um das herauszufinden!
Aber mein Tipp wäre, übt euch in Achtsamkeit, in Aufmerksamkeit euch selbst gegenüber und versucht, euch mehr und mehr bewusst zu werden. Wenn ihr dabei Begleitung und Führung wünscht, meldet euch! Ich freue mich auf eure Erfahrungen.