Wer mich schon eine Weile kennt, der weiß, dass ich gern Bilder verwende, um mir und vielleicht auch anderen etwas deutlich zu machen, aber auch um das, was ist, einfach mal in Worte zu fassen.

Noch vor Weihnachten letztes Jahr ist in meinem Leben etwas geschehen, von dem es eigentlich nicht lohnt, darüber überhaupt ein Wort zu verlieren.

Etwas im Grunde alltägliches.

Aber warum beschäftigt es mich dann immer wieder? Und warum wird mir das Herz immer wieder schwer, wenn ich daran denke?

Was geschehen ist?

Einige Wochen vor Weihnachten bekomme ich eine Rundmail meiner Vermieterin mit der Bitte, an einem bestimmten Tag die Autos, die üblicherweise auf den Parkplätzen vor der Haustür stehen, wegzufahren. Der Grund, die Fichten im vorderen Garten werden entfernt.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich wirklich verstanden hatte, worum es hier geht, da meine Aufmerksamkeit zunächst einmal auf das Geforderte gerichtet war, nämlich darauf, dass wir die Autos wegfahren müssen, damit wir an diesem Tag noch mobil sind.

Doch allmählich sackte in mein Bewusstsein, worum es hier wirklich ging. Wie die Fichten? Die Fichten sollten wegkommen? Warum? Diese großen, kräftigen, wundervollen, 30-jährigen Fichten, die mir Jahr für Jahr, die ich hier nun schon wohne, Schutz vor Wetter, Sonne, Einsicht der Nachbarn gegeben haben? Die es mir erlaubt haben, mich bei mir auf dem Balkon und im Wohnzimmer heimelig und kuschelig gefühlt habe?

Diese wunderschönen, großen Bäume sollen gefällt werden?

 

Ich weiß nicht, wie es Euch in so einem Fall geht, aber bei der Vorstellung, dass diese vier Fichten wegkommen sollen, hat mir das Herz weg getan. Wieder werden Bäume gefällt, die absolut gesund sind, die doch eher Schutz geben als zu Last zu fallen. Also warum?

Natürlich kann ich Euch nun die einleuchtenden, vernünftigen Erklärungen des Kopfes geben: Fichten sind Flachwurzler und gehören eigentlich nicht wirklich in Gärten. Diese Fichten waren mittlerweile so groß und standen so nah an dem Häusern, dass man Angst hatte, ein starker Sturm könnte sie soweit biegen und vielleicht sogar entwurzeln, dass die Häuser beschädigt oder sogar Menschen zu Schaden kommen. Und klar, Sicherheit geht hier vor.

Also kamen zum vorgesehenen Termin die Mitarbeiter des Unternehmens, das die Baumfällarbeiten durchgeführt hat. Und dann ging alles in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Nacheinander  fielen erst die Äste, dann die Kronen und schließlich wurden die Stämme immer kürzer, bis nur noch die Stümpfe aus der Erde ragten. Dann wurde alles sauber gemacht, ordnungsgemäß hinterlassen und die Arbeiter waren wieder weg. Unglaublich.

Der Schmerz war nicht so schnell weg. Der ist im Grunde heute immer noch da.

 

Besonders wenn mir Dinge so weh tun, wie das Fällen dieser vier Fichten, wenn es mich so schmerzt, daran zu denken, dann versuche ich, das Geschehen aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ohne dabei den Schmerz außer Acht zu lassen. Ich möchte ihn nicht verdrängen, denn Schmerz ist Teil unseres Lebens. Es wird immer mal Situationen oder Menschen geben, die uns weh tun, mal mehr, mal weniger.

Es gilt hinzuschauen und herauszufinden, worum es hier geht. Bei mir war es tatsächlich so, dass ich den Schmerz schlicht und ergreifend zulassen sollte. Nicht verdrängen. Nicht wegschieben. Nicht schön reden. Nein, zulassen.

Die Geschichte geht sogar noch weiter, denn durch das Lernen, den Schmerz zuzulassen, was ich gut auf eine andere Situation, die noch folgte, vorbereitet.

 

Um aber herauszufinden, worum es in einer Situation eigentlich geht, gilt es hinzuschauen. Und da wird so einiges bewusst: Zunächst einmal gibt es immer zwei Seiten ein und derselben Sache. Zum einen haben mir diese Fichten Schutz geboten. Sie haben mir ein gutes Gefühl gegeben. Ich habe es geliebt, bei Wind ihr Rauschen zu hören. Diese vier prächtigen Bäume waren ein Teil der Natur, die es zu bewahren gilt. Bäume sind wunderbare Wesen.

Die andere Seite dieser Sache ist, dass sie in Laufe der Zeit eine Gefahr darstellten, dass sie das Licht im Winter genommen, auch wenn sie im Sommer Schutz vor der Sonne geboten haben. Wir hatten übrigens die Möglichkeit, die Krone der größten Fichte als Weihnachtsbaum herzunehmen, was wirklich sehr schön war.

Darüber hinaus dürften wir uns einige Teile der Stämme nehmen, die wir nun austrocknen lassen, um sie später einmal mit Brettern zu einem kleinen Regal zu verbauen oder sie bearbeitet als Tischchen zu verwenden. Mal sehen.

 

All das mag Euch banal erscheinen. Doch mir ist es wichtig geworden, auch scheinbar banalen Dingen Achtsamkeit entgegen zu bringen. Gerade, wenn mich etwas sehr beschäftigt, steckt zumeist mehr dahinter, als es auf den ersten Blick erscheint: Hier ging es darum, den Schmerz zuzulassen, alle Perspektives der Situation bewusst anzuschauen und dann… die Situation und den Schmerz ziehen zu lassen.

Die Erfahrungen, die ich bei mir selbst und vor allem während meiner Arbeit gemacht habe, sind, es ist schwerer, den Schmerz ehrlich zuzulassen, als ihn im Anschluss anzuschauen und zu bearbeiten. Wenn Du einmal ehrliche, empathische Unterstützung an Deiner Seite möchtest, wenn Du schmerzvolle Dinge anschauen und erlösen willst, dann melde Dich bei mir! Ich gehe sehr gerne ein Stück weit gemeinsam mit Dir Deinen Weg.

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